Lyngen Alps 2020

Ein ungewöhnlicher Winter

Das Jahr 2020 wird garantiert in die Geschichte eingehen und uns noch lange in Erinnerung bleiben. Zum Glück gibt es aber nicht nur tragische Ereignisse sondern auch ein paar positive Dinge, über die wir hier gerne berichten möchten. So ist im Norden Norwegens diesen Winter so viel Schnee gefallen wie seit über 20 Jahren nicht mehr und die Bedingungen für Skitouren sind extrem gut. Unsere Planung, die Skitouren-Saison komplett in Norwegen zu verbringen war so gesehen ein gutes Timing, nur kam es ganz anders als erwartet.

 

Die lange Fahrt an den Polarkreis

Wer schon mal in Lyngen oder auf den Lofoten mit einem geliehenen Fahrzeug unterwegs war, weiß wie teuer das ist und nicht nur aus diesem Grund haben wir uns entschieden diesen Winter mit einem eigenen 9-sitzer Bus die weite Strecke dort hoch zu fahren. Für die knapp 3.500 km bis in die Lyngen Alps benötigt man vom nördlichen Alpenrand aus ca. 4 Tage. So machen wir uns Anfang März mit unserem Ford Transit, voll beladen mit 23 Paar Tourenski, ABS-Rucksäcken und sonstiger Bergsport-Ausrüstung auf den Weg. Es geht von Warnemünde mit der Fähre nach Dänemark, wo wir auf einer kleinen Landzunge mit spektakulärer Aussicht die erste Nacht verbringen. Der Rastplatz Farø befindet sich direkt am Ufer mit genialer Aussicht auf eine beeindruckenden Brückenkonstruktion und eignet sich ideal zum Übernachten im Auto oder Camper. Nach einem kurzen Frühstücks-Stopp in frühlingshafter Atmosphäre im Zentrum von Kopenhagen geht es weiter über die Öresundbrücke nach Schweden. Anschließend die baltische Küste hoch bis Luleå. Schon kurz hinter Stockholm ist es dann vorbei mit den Frühlingsgefühlen und wir tauchen in den skandinavischen Winter ein, der uns so schnell nicht mehr los lassen wird. Am späten Nachmittag des dritten Tages erreichen wir Abisko und gönnen uns eine Nacht inklusive gutem Abendessen in der Mountain Lodge. Am nächsten Morgen passieren wir zwischen meterhohen Schneewänden die Grenze nach Norwegen und es geht hinunter an den Ofotfjord. Die Strecke von Kiruna bis an den Lyngenfjord kennen wir aus den letzten Jahren nur zu gut und schätzen uns bei der Schneelage glücklich, dass wir ohne Straßensperrungen auf Anhieb durchkommen. Wenn die Straße über Riksgränsen geschlossen ist, kann man auch die Strecke über Kilpisjärvi benutzen, ist aber landschaftlich etwas eintöniger.

 

Der Lock-Down in Europa

Schon drei Tage nach unserer Ankunft am Lyngenfjord werden die Grenzen Norwegens geschlossen und Touristen wird dringend nahe gelegt auf möglichst schnellstem Weg die Heimreise anzutreten. Spätestens jetzt wird klar, dass dieses Corona Virus uns einen kräftigen Strich durch die Rechnung machen wird. Eine sofortige Rückreise ist natürlich gar nicht in unserem Sinne und so erkundigen wir uns bei der örtlichen Gemeindeverwaltung nach alternativen Lösungen. Es wird uns unter Auflage einer 14-tägigen Quarantäne die Aufenthaltsgenehmigung erteilt.

 

Zunächst ist die ganze Situation noch ziemlich diffus und es  ist nicht klar, wie lange die Grenzen geschlossen sein werden. Leider zeichnet sich alsbald ab, dass die Skitourensaison so wie wir sie geplant haben wirklich zu Ende zu sein scheint.

Das bedeutet für uns zunächst allen gebuchten Gästen abzusagen, Flüge und Unterkünfte zu stornieren, Anzahlungen zurückzufordern und unseren Kunden den Reisepreis zurückzuerstatten. Etwas frustrierend ist das schon, wenn man bedenkt wieviel Zeit und Energie es gekostet hat 9 Skitourenwochen mit teilweise 2 Gruppen auf die Füße zu stellen und wie schnell dann auf einen Schlag sich alles in Luft auflöst. Erinnert uns an ein Kartenhaus.

Da der Lock-Down zwischenzeitlich ganz Europa lahmgelegt hat, gibt es für uns vorerst keinen Grund nach Deutschland zurückzukehren. Jetzt wo wir schon mal hier oben angekommen sind wollen wir uns zumindest ein bisschen bewegen, schon um die lange Fahrt etwas zu verdauen.

 

Skitouren trotz Corona Krise

Nachdem die ersten zwei Wochen während der Quarantänezeit etwas Zurückhaltung angesagt ist, lockert sich die Atmosphäre im April spürbar und wir können ungehindert Skitouren im näheren und weiteren Umkreis unternehmen.

Die enormen Schneemengen dieses Winters mussten natürlich irgendwann vom Himmel fallen und wir finden uns häufiger im kompletten White-out wieder. Dafür belohnt uns Frau Holle immer wieder mit traumhaften Pulverschnee Abfahrten bis hinunter ans Wasser und an manchen Tagen marschieren wir direkt mit aufgezogenen Fellen aus dem Haus hinaus auf einen unserer Hausberge. Mehr und mehr gewinnen wir der ganzen Situation die positiven Seiten ab und es wird uns bewusst, in welcher glücklichen Lage wir uns hier oben befinden. Die Möglichkeit uneingeschränkt Skitouren in dieser einmaligen Region zu unternehmen und dabei kaum auf andere Menschen zu stoßen nehmen wir als großes Geschenk hin, auch wenn die Ursache dafür sehr unerfreulich ist. Einzig, das geschlossene Café auf der Fähre zwischen Lyngseidet und Olderdalen und das Desinfektionsmittel am Eingang des Supermarktes erinnert daran, dass eigentlich im restlichen Europa der Ausnahmezustand regiert.

Inzwischen zeigt der Kalender  den 12. Mai an und während ich diese Zeilen schreibe fällt draußen wieder leise der Schnee vom Himmel und jeder der gedacht hat er könnte so langsam die Sommerreifen montieren hat sich ganz schön getäuscht. Ab morgen soll aber für die nächsten Tage die Sonne wieder scheinen und wir haben noch eine ganze Anzahl von Touren auf unsere Wunschliste, zuviel für den restlichen Winter und genug um noch einige Lock-Downs und Krisen zu überbrücken.

Wer jetzt Lust bekommen hat kann uns den nächsten Winter gerne nach Norwegen begleiten :))

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